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nur den Hafer; und den Roggen haben uns wahrscheinlich
die wilden Mongolischen Völker, welche zur Zeit des Hun-
Mnkönigs Attila unser ganzes Vaterland so arg verwüsteten,
gebracht. Und so ist denn manchmal ein großes Unglück
auch wieder zu Etwas gut und nütze. Aber eine Pflanze,
die freilich nicht hier bei uns, sondern nur in warmen Län-
dern wächst, gehört auch noch zu dieser Klasse, nämlich das
Zuckerrohr. Es ist ebenfalls eine Grasart, zeichnet sich aber
durch seine lange, außer dem Kelch stehende Wolle und seine
zweispelzige Krone vor den übrigen Gräsern ans, und wird
oft zwei Mal mannshoch. Sein süßes, saftreichcs Mark
wird durch Walzen ausgepreßt, und da dies bald verdirbt,
wenn es nicht gleich verarbeitet wird, müssen die armen
Neger Tag und Nacht bei den Walzen stehen und es sich
blutsauer werden lassen, woran wir wohl selten denken, wenn
wir den süßen Zucker uns gut schmecken lassen. Es ist noch
zu bemerken, daß zu dieser Pflanzenklasse, ähnlich der ersten,
nur sehr wenige Bäume gehören, während in der zweiten
fast nur Bäume und Sträucher sind.
Aus der vierten Klasse der Pflanzen mit 4 Staub-
fäden, deren Blumenkrone und Kelch meistentheils auch in
4 getheilt ist, — wie man denn ein ähnliches Zahlenver-
hältniß zwischen den Staubfäden und Blumenblättern bei
allen Pflanzen findet - nennen wir den Corneliuskirsch-
baum, das Scabiosenkraut, das Waldmeisterlein, die Fär-
berröthe, den Wegerich; aus der fünften daö Vergißmein-
nicht, die Primeln, die Glockenblume, die Winde, das Gais-
blatt, das Veilchen, das Immergrün, den Epheu, den Faul-
baum, die Stachel- und Johannisbeere, den Weinstock, des-
sein eigentliches Vaterland Asien ist, wie auch den Kaffee-
baum. Die Blätter desselben sehen wie Pomeranzenblätter
aus, sind nur viel länger; die Blumen sind weiß, die Frucht ist
eine kleine Kirsche, in der zwei Kaffeebohnen statt des Kerns
zusammen gewachsen sind. Der Baum wächst ursprünglich
m-Arabien, eben so häufig, wie bei uns die Pflaumen-
bäume, und da ist auch die beste Kaffeesorte; aber die Leute
dort begnügen sich grade mit dem schlechtesten Kaffee, nämlich
einxm Getränke von den Schalen der Kaffeebohnen. Macht's
doch auch mancher Christ so, der das schöne kräftige Bibel-
wort .so nahe hat, genießt's aber nicht, sondern nährt sich
vielmehr nur von den Schalen dürftiger Menschcnweisheit.
Zu dieser Klasse gehören noch alle sogenannten Schirm-
pder Doldenpflanzen, bei denen die Blüthen, wie bei der
11*
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
166
zehnte erkennt man daran, daß die Staubbeutel in ein
hohles Röhrchen zusammengewachsen sind, aus dessen obe-
rer Oeffnung das Pistill herausragt; es gehören dazu z. B.
die Schwarzwurzel, unser Sallat, das Cichorienkraut, die
gemeine Distel, der Wermuth, die schönen Astern, das Tau-
sendschönchen, die Sonnenblume. Die zwanzigste Klasse
enthält gar sonderbar gebildete Blumen, deren Staubbeutel
und Staubfäden mit dem Pistill und Fruchtbehältern ganz
zusammengewachsen sind. Die Blumenkrone sieht manch-
mal fast rachenförmig, oder wie ein fliegendes Insekt, oder
auch schuhförmig aus. Pflanzen dieser Art sind das' Kna-
benkraut, auch Kukuksblume genannt, eine unserer frühesten
Wiesenblumen, die Mücken-, Bienen- und Spinnen-Ophrys,
welche den Thieren, nach welchen sie benannt ist, nicht un-
ähnlich sieht; die im südlichen Amerika wachsende Vanillen-
pflanze, welche die wohlriechende und gewürzhafte Vanillen-
schote trägt; auch die in China auf hohen Bäumen wach-
sende Lustblume, welche wirklich ihre Nahrung blos aus der
Luft zu nehmen scheint; denn wenn man sie in ein Zimmer
aushängt, wächst sie mehrere Jahre lang, ohne begossen zu
werden, und treibt ihre wohlriechenden Blüthen, deren an-
genehmer Duft die Zimmer erfüllt. In die ein und zwan-
zigste Klasse gehören fast alle unsere Holzarten, die Erle,
die Eiche, die Rothbuche, die Birke, die Fichte mit ihren
verschiedenen Arten, der Edeltanne, dem Lerchen- und Ce-
dernbaum; der Brotbaum, dessen mehlreiche Frucht den Leu-
ten auf den heißen Südseeinseln statt des Brotes dient; die
Cocosnußpalme, welche wohl 70 Fuß hoch wird, und ohne
Aufhören Blüthen, aus welchen man Wein bereitet, und
Früchte trägt, die eine wohlschmeckende Milch und einen
eben so vortrefflich schmeckenden Kern enthalten, an dem
die Leute in den heißen Ländern sich laben; der Wallnuß-
baum, der eigentlich aus Persien stainmt; der für die Zucht
der Seidenwürmer so nützliche Maulbeerbaum; dann auch
der türkische Weizen oder Mais, aus dem die Amerikaner
ein schönes Mehl machen, und die weniger nützliche Brenn-
nessel. Die ganze Klasse erkennt man daran, daß manche
Blüthen blos männlich sind, wie die kleinen Würstchen an
den Haselnußstauden, die dann einen gelben Staub aus-
streuen, der die weiblichen Blüthen befruchtet. Diese sind
bei den genannten Stauden die kleinen Knospen, welche ein
rothes Fcderdüschchen haben, aus denen die Nüsse kommen.
In die zwei und zwanzigste Klasse gehören solche Gt-
167
wachse, bei denen manche blos männliche, manche blos weib-
liche Blüthen tragen: der Spinat, der ursprünglich aus dem
Morgenlande zu uns gebracht ist; der Hanf, aus dessen Bast
man Bindfaden und Stricke macht; der Hopfen, dessen ge-
würzige Blüthenzapfen man zum Bierbrauen verwendet; der
Wachholder, aus dem man eine Art Wein bereitet; der
Feigenbaum mit seiner schönen Frucht, welche in manchen
Fällen erst einen Insektenstich erleiden muß, wenn sie recht
schön schmecken soll; der Johannisbrotbaum, dessen Hülsen-
frucht das bekannte Johannisbrot ist, aus dessen Kernen man
in den heißen Ländern einen 'guten Wein bereitet, während
man die Ueberbleibsel, die „Trüber," dem Vieh gibt, mit
denen stch aber der verlorne Sohn im Evangelio auch nährte;
und die edle Dattelpalme, welche den Arabern so viele Früchte
reicht, daß eine ganze Familie von wenigen Bäumen das
ganze Jahr hindurch leben kann. Die drei und zwan-
zigste Klasse enthält Gewächse, wie die schöne Edelesche,
welche auf 10v Fuß hoch wird, den Ahorn, und den Eben-
holzbaum in Ostindjen, welche ein vortreffliches Holz geben,
den Guttabaum, ebenfalls in Ostindlen, von dem das ächte
Gummi kommt, und die eigentliche Akazie, aus welcher in
Egypten das arabische Gummi herausfließt. Zur vier
und zwanzigsten Klasse endlich rechnet man die verschie-
denen Arten der Farrenkräuter, der Schwämme und Moose,
an denen man bisher weder wahrhafte Staubfäden, noch
Pistille unterscheiden konnte. Unter den Moosen ist keines
nützlicher, als das isländische Moos, welches uns in Brust-
krankheiten nicht allein ein vortreffliches Arzeneimittel, son-
dern welches den armen Isländern auch fast das einzige
Nahrungsmittel ist, indem sie daraus Brot backen, oder es
mit Milch gekocht genießen, denn dort kommt kein Baum
und kein Getreide mehr fort, jenes Moos aber wächst auf
den dürresten Felsen. So weiß der liebe Gott allen seinen
Geschöpfen zu geben, was ihnen am Nützlichsten ist, und
das Unscheinbarste wird in seiner Hand oft die Quelle un-
aussprechlichen Segens, woraus wir lernen können, daß
wir, was vor unseren Augen gering ist, niemals verachten,
was uns herrlich erscheint, aber auch nicht überschätzen sol-
len, denn den armen Isländern würden ja die prächtigsten
Bäume Nichts helfen, weil sie in ihrem armen dürren Bo-
den doch nicht wüchsen.
Ich muß euch aber zuletzt noch auf etliche Pflanzen be-
sonders aufmerksam machen, vor denen ihr euch gar sehr zu
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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170
nicht allein überall hin Empfindung verbreiten, sondern mit-
telst dieser auch auf die Muskeln wirken, durch welche das
Thier sich bewegt. Die Pflanze hat im Allgemeinen Em-
pfänglichkeit für äußere Einwirkung: aber das vollkommene
Thier hat auch Sinne, um diese in bestimmter Weise zu ver-
nehmen. Es ist daher ein sehr bestimmter Unterschied zwi-
schen der Pflanze und dem vollkommenem Thiere; aber eben
darum, weil den Pflanzen und den Thieren doch innner das
Leben gemeinschaftlich ist, welches die Steine nicht haben, sind
auch die Uebergänge vom Pflanzen- und Thierreiche viel un-
merklicher, als die vom Steinreiche zum Pflanzenreiche.
Man theilt die Thiere gewöhnlich in 8 Klassen ein:
1. Die Säugethiere. 2. Die Vögel. 3. Die Amphi-
bien. 4. Die Fische. 5. Die Weich- und S cha alen -
thiere. 6. Die Insekten. 7. Die Würmer. 8. Die
Strahlenthiere, oder Pflanzen- und Aufguß thiere.
Wir fangen bei den letzteren, den Aufguß- und Pstan-
zen thi eren an, weil sie dem Pflanzenreiche am Nächsten
stehen. Wenn man nämlich jedes verdorbene und nicht ganz
reine Wasser, worin Pflanzen- oder thierische Theile enthal-
ten waren, unter ein Vergrößerungsglas bringt, so bemerkt
man darin unzählige kleine lebendige Wesen, welche entwe-
der die Gestalt von einfachen oder an einander gereihten Kü-
gelchen haben, die sich immer bewegen, oder von unendlich
kleinen Stäbchen, welche sich auch wieder zu einem lebendi-
gen Ganzen so verbinden, daß sie im Kleinen ein Bild der
Sonne mit ihren Strahlen geben. Das sind die niedrigsten
Anfänge des Thierreichs, lauter kleine Gallertpünktlein, die
ihre Nahrung in sich aufnehmen, wie das Löschpapier die
Feuchtigkeit in sich saugt. Man nennt diese Thiere auch
Infusionsth iere. Etwas mehr in die Augen fallend
ist der Armpolyp. Das Thierchen sieht aus wie ein beleb-
tes Pflänzchen; mit seinen unteren Stammenden ist es z. B.
auf ein Wassergewächschen wie fest gewachsen; nach oben
zertheilt es sich in mehrere Arme, oder lebendig bewegliche
Zweiglein, womit es andere Wasserthierchen erhascht und
dann zu einem zwischen den Armen stehenden Munde bringt,
der zu einem Därmchen führt, das sowohl zum Aufnehmen
der Speise, als zur Abführung des Unraths dient. Es pflanzt
sich fort, wie eine Pflanze, und der eine Polyp wächst aus
dem andern hervor, so daß man deren viele antrifft, die
alle einen gemeinschaftlichen Stamm haben. Im Meere gibt
es unzählige solche polypenartige Thierchen, welche in groß-
164
Petersilie, der Mohrrübe, wie ein Schirm beisammen stehen;
ferner der Taback, der aus Amerika zu uns gekommen ist,
und welchen junge Leute, die noch wachsen, am wenigsten
rauchen sollten; der gute, nutzbare deutsche Ulmbaum oder
die Rüster, und die noch nützlichere Kartoffel. Diese kam
erst vor etlichen 100 Jahren zu uns aus Ainerika durch
einen Mann, Namens Franz Drake. Dieser hatte einem
Freunde in England dieses Gewächs unter großen Empfeh-
lungen zugesandt, und er hatte denn auch eine große Ge-
sellschaft auf das erste Kartoffelgericht gebeten. Aber siehe,
es schmeckte ganz abscheulich, denn man hatte die Samen-
knollen, die oben am Kraut hängen, statt der eigentlichen
Kartoffel zugerichtet. Da ließ denn unser Freund die eben
erst angepflanzten Kartoffelfträucher alle aus seinem Garten
herausreißen; aber es war ein Glück, daß er einige Tage
nachher noch einmal durch seinen Garten ging und in einem
Feuer, welches der Gärtner sich angemacht hatte, zufällig
die eigentlichen Kartoffeln liegen sah, die er, bei näherer Un-
tersuchung, denn bald für die werthvolle Frucht erkannte, die
sie war. Wir sagen freilich: zufällig, aber der liebe Gott
war wohl dabei, als er die Augen des Mannes auf die
Knollen im Feuer lenkte, und dachte damals schon an alle
die Millionen armer Leute, deren einzige Nahrung diese treff-
liche Frucht einst ausmachen sollte.
Zur sechsten Klasse mit 0 Staubfäden gehören unter
anderen das Schneeglöckchen, die Maiblume, die Hyacinthe,
die Narcisse, die Tulpe, die Kaiserkrone, viele Lilienarten,
die Zwiebel, der Spargel, auch der Reis, der den Chinesen
das Hauptnahrungsmittel ist, aber auch uns gut schmeckt.
Die siebente Klasse zählt nur wenige Blumen; aus der
achten nennen wir nur die Heidelbeere und das Haide-
kraut; in die neunte gehört der Lorbeerbaum und Zimmet-
baum, der auf der Insel Ceylon wohl 12-15 Ellen hoch
wird, und von dessen Rinde unser Zimmet herkommt; und
in der zehnten ist der schöne Mahagonybaum, dessen Holz
so sehr geschätzt ist, aber auch die lieblichen Alpenröschen,
die schönen Hortensien und Gartennelken.
Bei den nun folgenden Klassen darf man die Staub-
fäden nicht mehr so genau zählen, denn deren finden
sich bei den dahin gehörigen Pflanzen gar viele, sondern
man muß vielmehr auf die Art und den Ort sehen, wie
und wo die Staubfäden angewachsen sind. Bei der zwölf-
ten Klasse z. B. sind die Staubfäden, deren man zuweilen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
172
ßes, kaltes Blut, wie die Würmer, aber durch eben diese Ein-
schnitte, durch ihre Fühlhörner, durch die Zahl ihrer Füße
unterscheiden sie sich von diesen, besonders aber dadurch, daß
sie ein ordentliches Nervensystem und kleine Oeffnungen an
den Seiten haben, durch welche sie athmen; und bei Man-
chen unter ihnen nimmt man auch schon ein Herz wahr.
Großen Theils zeichnen sich diese Thiere durch wunderbare
Kunsttriebc aus; das Merkwürdigste aber ist die Verwand-
lung, welche Viele unter ihnen erfahren. Erst ist ein solches
Thier z. B. eine häßliche Raupe, die von den Bäumen die
Blätter und Knospen wegfrißt, oder auch ein häßlicher Wurm,
der vom Kothe lebt. Auf einmal wird die Raupe krank, und
muß als Raupe auch sterben, nachdem sie selber vorher ihr
Sterbekleid gesponnen oder ihren Sarg zurecht gemacht hat.
Aber bald springt der Sarg wieder entzwei, und aus dem
Grabe fliegt ein schöner bunter Schmetterling heraus, der
alles Häßliche, was die Raupe hatte, abgelegt hat, der keine
Blätter und keinen Koth mehr essen mag, sondern die Thau-
tröpflein von den Blumen oder den Honigsaft aus den Blü-
then saugt, sehr oft aber auch gar Nichts mehr zu genießen
braucht, weil er in dieser seiner letzten Gestalt sich der Welt
nur ganz kurze Zeit zeigt. Bei einer solchen Verwandlung
kann man sich Viel denken, und schon die Alten haben sie als
ein Sinnbild der Unsterblichkeit der Seele betrachtet, welche
auch, wenn der Augenblick und die Umwandlung des Todes
glücklich überstanden ist, in hoher Schönheit und Herrlichkeit
hervorgehen, und aller Gebrechen ihres Leibes los, nun ein
geistliches Leben führen wird. Manche von den Insekten er-
fahren aber eine solche Verwandlung auch nicht, und bleiben,
was sie waren, nämlich eine häßliche Spinne oder Laus oder
Scorpion. Und wie nützlich auch einzelne Insekten uns sein
mögen, wie z. B. die Bienen, die uns den schönen Honig
bringen, so läßt sich doch nicht läugnen, daß recht Viele von
ihnen nur zur Plage der Menschen zu dienen scheinen. Dar-
über könnten wir, wenn wir es recht betrachten, uns nun
eigentlich gar nicht beklagen, denn wir haben ja mit unseren
Sünden viel Schlimmeres noch verdient, auch hat der liebe
Gott diese Thiere oft, wie wir in der Bibel lesen, zu Voll-
streckern seine Gerichte über die Sünder gemacht (Joel 1, 4.
2, 25. Sir. 39, 36.), thut's auch noch heutiges Tages; des-
sen ungeachtet haben sie auch ihren großen Ratzen, denn sie
dienen nicht allein anderen Thieren zur Nahrung, sondern sie
scheinen in dem großen Haushalte der Natur hauptsächlich
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159
unter den wärmsten und kältesten Himmelsstrichen nicht gleich
gut fortkommt, während man manche Steine, z. B. den Be-
ryll, eben so schön im kalten Sibirien, als im heißen Bra-
silien findet, was auch wieder auf das Leben hindeutet,
Welches die Pflanze vor dem Stein voraus hat.
Die Hauptbestandtheile der Pflanze kennt ihr.
Unten ist die Wurzel, mit der sie am Erdboden, oder auch
an Felsen und Mauern festgewachsen ist. Wozu dient diese?
Wenn ihr dächtet, daß sie allein dazu bestimmt sei, der Pflanze
die ihr nöthigen Nahrungsstoffe aus der Erde zuzuführen,
so hättet ihr doch nur zum Theil recht, denn es gibt, sonder-
lich in heißen Ländern, Pflanzen, welche auf so dürren Stei-
nen stehen, daß die Wurzel aus diesen wirklich keine Nahrung-
für sie einsaugen kann, sondern lediglich zu ihrer Befestigung
dieuen muß. Stamm und Blätter müssen so gut, wie die
Wurzel, die Pflanze ernähren, und die Säfte steigen nicht
blos aus der Wurzel in den Stamm hinauf, sondern um-
gekehrt auch aus dem Stamm in die Wurzel hinunter, welche
wiederum auch da, wo sie zum Einsaugen der Nahrungsstoffe
bestimmt ist, nicht blos einnimmt, sondern die verbrauchten
Theile auch wieder ausstößt.
Inwendig in der Pflanze gibt es solche Theile, die man
mit den Adern in einem Thiere vergleichen kann, weil auch
in ihnm besondere Lebenssäfte auf- und niedersteigen, wie
das Blut in den Adern des Thieres. Einige sind wie Bie-
nenzellen gestaltet, und heißen darum auch Zellgefäße;
attdere sind wie kleine, oben und unten verschlossene Schläuche,
daher man sie Schlauchgefäße nennt; noch andere sind
wie eine Uhrfeder gewunden und werden Spiralgefäße
genannt. Bei den meisten Pflanzen, die hier bei uns wach-
sen, laufen alle diese Gefäße, wodurch das Gewächs ernährt
wird, in dem sogenannten Bast in die Höhe. Wenn man
ihn daher zerstört, muß das Gewächs sterben. Ueber dem
Bast sitzt bei den Bäumen die Rinde oder grüne Oberhaut,
die man ohne Gefahr abschälen kann; und unter demselben
der Splint oder das junge Holz, das alle Jahre zum
eigentlichen Holz erhärtet, welches Letztere jedoch nichts Leben-
diges mehr ist und den übrigen Theilen des Gewächses nur
zum festen Boden und zur Stütze dient. Ganz inwendig im
Èolze ist das M a vk. Die Blätter, so wie die grüne äußere
berhaut der Pflanzen haben viele kleine Oeffnungen, durch
welche sie gleichsam athmen, denn sie ziehen durch diese nicht
allein Luft und Feuchtigkeit ein, sondern sie stoßen Beides
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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auch durch dieselben wieder aus. Die Luftart, welche sie
ausstoßen, wenn die Sonne auf sie scheint, nennt man Le-
benslust, die gar gesund ist, weshalb man sich auch in grü-
nen sonnigen Laubwäldern so wohl befindet.
An der Pflanze ist freilich das, was man gewöhnlich
am Meisten daran schätzt und sucht, die Frucht. Das ist
aber zu bemerken, daß oftmals die Gewächse gar keine Früchte
tragen wollen, sondern in lauter Blätter und Zweige wuchern,
wenn sie in gar zu nahrhaftem, fettem Boden stehen. Es
ist mit dem Menschen aber auch so; wenn es ihm zu wohl
in dieser Welt geht, versäumt er auch leicht, solche gute
Früchte anzusetzen, wie der liebe Gott von ihm verlangt; da
muß dieser denn durch manche äußere Noth und Schmerzen
zu Hülfe kommen, grade wie der Gärtner dem allzu üppig
wachsenden Baume die Rinde und sogar Etwas von dem
Baste wegschält, oder einige Zweige unterbindet, damit viele
von den Knospen, die sonst Nichts als Blätter getragen hät-
ten, in gute Fruchtknospen umgewandelt werden. Die
Früchte sind mancherlei: Obstartige, Steinfrüchte, Kürbisar-
tige, auch Kapseln, wie beim Mohn, Hülsen, wie bei den
Bohnen und Erbsen, Schoten, wie beim Kohl und Rüben-
samen. In den Früchten liegt der Same. Dieser muß
aber erst, eben so wie der Menschenleib, in der Erde auf-
gelöst werden und gewissermaßen verfaulen, ehe er mit den
bei den meisten Pflanzen vorhandenen kleinen Flügelchen oder
Samenblättlekn aufgehen kann.
Ehe aber die Frucht oder der Same wächst, ist bei sehr
vielen Gewächsen vorerst eine Blüthe da. Diese besteht
z. B. bei den Rosen aus dem grünen Kelch, dann kommen
die Blumenblätter oder die Blumenkrone, die bei der Rose
meist roth, bei der Kirschblüthe weiß aussieht. Was aber
dann inwendig in der Blumenkrone steht, das sind entweder
Honiggefäße, die sich jedoch nur an manchen Blumen finden,
oder die Männlein und Weiblein der Blumen. Wenn
man nämlich eine Tulpe aufmacht, so sieht man in der Blume
drinnen 6 Stenglein stehen, an denen sich oben solche läng-
liche, blau oder gelb oder schwärzlich gefärbte Körperchen be-
finden, die wie Schwümmlein aussehen, und an denen man
sich die Nase gelb oder schwarz färbt. Das sind aber die
Männlein und die kleinen Stengel nennt man die Staub-
fäden, die Schwämmchen oben darauf die Staubbeutel.
Wenn man nun die 6 Staubfäden herausnimmt, so bleibt
inwendig in der Mitte noch ein Körper stehen, der sich oben
W2
er hat immer so viel Hunger, als er braucht, und Mancher
wohl fast mehr, als er brauchen kann.
Zu der zweiten Klasse, die 2 Staubfäden haben,
rechnet man die Teichlinse, welche unsere Enten so gerne
fressen, das Gänseblümchen, den Salbei, den Rosmarin,
die euch alle ebenfalls wohlbekannt sind, aber auch dm schö-
nen Oelbaum, den ihr freilich wohl noch nicht gesehen, von
dem ihr aber in der Bibel schon gelesen habt, denn in einem
Garten, wo solche Oelbäume standen, hat ja euer-Heiland
sein Leiden angefangen. Er ist ein sehr nützlicher Baum,
denn aus seinen Früchten, die wie kleine Kirschen aussehen,
und bei ihrer Reife sich schwarz särbm, wird 'das güte
Baumöl gepreßt, das man, wie Schmalz und Butter, an
den Speisen gebrauchen kann; und das Holz dieses Baumes
ist auch eine der schönsten Holzarten. Dm Pfeffer muß ich
euch auch hier noch nennen, dessen Strauch sich wie Hopsen
schlingt, und dessen Früchte und Blüthen in einer Art Aehre
zusammenstehen. Er wächst, wie schon das alte Sprüch-
wort sagt, sehr weit von uns, nämlich in Ostindien; er
ist aber doch den Reichen wie den Armen ein sehr nützliches
Gewächs; und der liebe Gott hat es recht gut eingerichtet,
daß der Mensch so Vieles, was er braucht, weit herholen
muß, denn dadurch hat ein Volk das andere kennen gelernt,
und die Europäer haben den armen unwissenden Völkern in
der Ferne zwar viel Böses, aber zuletzt auch das liebe Bibel-
buch und das Christenthum mitgebracht. Der schwarze Pfef-
fer übrigens ist der unreife, der weiße aber die reife Beere
des Pfefferstrauchs.
Die dritte Pflanzmklasse, deren Blümchen 3 Staub-
fäden haben, ist für uns Deutsche, ja für die meisten Euro-
päer, unter allen die wichtigste und nützlichste. Denn hät-
ten wir einmal die Pflanzen nicht, welche in diese gehören,
so fehlte uns und unserm Vieh das wichtigste Nahrungs-
mittel. Denn es werden dazu nicht allein die verschiedenen
Arten der Gräser, das Cyper-, Woll-, Busch-, Band-,
Hirse-, Bart-, Honig-, Knauel-, Zitter-, Perl-, Kamm-
und Manna-Gras, gerechnet, sondern auch fast alle unsere
Getreidearten, als Hafer, Gerste, Roggen und Weizen.
Der Weizen ist schon seit dm ältesten Zeiten gebaut wor-
den, denn das Mehl, welches der Altvater Abraham den
drei von oben her kommenden Fremdlingen zu Kuchen backen
ließ, ist wahrscheinlich nichts Anderes, als Weizenmehl, ge-
wesen; unsere alten deutschen Vorfahren aber kannten fast
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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20 und mehr antrifft, auf dem grünen Keschrande angewach-
sen, und es gehören dazu viele nützliche und schöne Ge-
wächse: die Fackeldistel oder Cactus mit den schönen Blü-
then, welche man auch hier zu Lande in Stuben und Ge-
wächshäusern zieht, die aber eigentlich in Amerika wachsen,
und während sie mit dem dürresten Boden sürlieb nehmen,
doch den Thieren der Wüste und auch den Menschen durch
den erfrischenden Saft ihres Fleisches oft den brennenden
Durst stillen; der Gcwürznägleinbaum auf den Moluckiscben
Inseln, dessen unaufgeschlossene Blüthenknospen unsere Ge-
würznäglein sind; der schöne Myrtenbaum, der Mandel-
baum, von dem die Mandeln kommen, welche die Kinder
so gern sammt den Rosinen essen; und vor Allen gehören
dazu unsere Pflaumen-, Apfel- und Birnbäume, auch die
Rosen, Himbeeren und Erdbeeren. In der dreizehnten
Klasse sind die vielen Staubfäden, deren man oft 100 zählt,
an dem Fruchtboden oder an den Blumenblättern angewach-
sen. Zu dieser rechnet man den Lindenbaum, den Ritter-
sporn, das Eisenhütchen, die Agelei und den Mohn, aus
welchem man im Morgenlande, wo er viel größer wird, als
bei uns, das Opium bereitet, welches, in geringer Menge
genossen, eine Schmerz stillende Wirkung hat, aber, in grö-
ßeren Massen genommen, auch berauscht und ein Gift ist,
welches indeß viele Leute dort eben so sehr lieben, als bei
uns den Branntwein, der auch ein Gift ist. Die Pflanzen
der vierzehnten Klasse zeichnen sich durch einen besonders
starken Geruch aus, wie der Thymian, die Melisse, der
Majoran, das Bohnenkraut, der Nsop, der in Felsen wächst
und blaue Blüthen hat, und von dem in der Schrift öfters
die Rede ist. Die Pflanzen der fünfzehnten Klasse ha-
den 4 lange und 2 kurze Staubfäden, 4 Blumenblätter, und
wenn sie abgeblühet haben, ein Schötchen, wie die Kresse,
die verschiedenen Kohlarten, der Senf, der Rettig, auch das
Löffelkraut, welches der liebe Gott den armen Menschen in
den kalten Ländern zum kräftigen Heilmittel in einer schreck-
lichen Krankheit, die sie dort befällt, gegeben hat. Zur
sechs zehn ten Klasse gehören Blumen, wie die Malven
und Geranien: zur siebzehnten unsere Hülsenfrüchte,
Bohnen, Erbsen, Linsen, auch viele Kleearten, und diese
Gewächse sind daran kenntlich, daß die Staubfäden in 2
Bündlein zusammengewachsen sind, während man bei der
sechszehnten Klasse nur 1 solches Bündlein findet. Die
achtzehnte Klasse enthält wenige Blumen; die neun-